Ab welchem Vermögen ist man reich in Österreich? Aktuelle Daten zeigen, ab welchen Beträgen Haushalte statistisch zur vermögenden Spitze zählen und wie weit Reichtum vom Durchschnitt entfernt liegt.
Einleitung
Wer in Österreich über Geld spricht, fragt meist zuerst nach dem Einkommen. Entscheidend für Reichtum ist jedoch das Vermögen. Es bestimmt, wie lange Sie ohne Erwerbsarbeit Ihren Lebensstandard halten können und welche Reserven in Krisen vorhanden sind.
Gleichzeitig gibt es keine amtliche Grenze, ab der jemand offiziell als reich gilt. Weder Gesetzestexte noch steuerliche Regelungen definieren eine fixe Schwelle. Die Debatte stützt sich vor allem auf Daten zur Vermögensverteilung, auf den Median und auf den Durchschnitt der Haushaltsvermögen.
Dieser Beitrag ordnet die aktuellsten verfügbaren Zahlen für Österreich ein. Grundlage sind der Household Finance and Consumption Survey (HFCS) der Oesterreichischen Nationalbank sowie Einkommensdaten von Statistik Austria und internationale Vermögensstudien. Sie erfahren, ab welchen Beträgen Sie statistisch zur Oberschicht zählen und ab wann man mit guten Gründen von reich sprechen kann.
Wie wird Vermögen in Österreich gemessen?
Vermögen wird nicht als bloßes Kontoguthaben verstanden. Im HFCS zählt das Nettovermögen eines Haushalts. Es umfasst Geldvermögen, Immobilien, Unternehmensbeteiligungen und weitere Sachwerte abzüglich aller Schulden wie Wohnkredite oder Konsumdarlehen.
Erhoben werden diese Daten alle paar Jahre im Rahmen einer repräsentativen Befragung. In Österreich führt die Oesterreichische Nationalbank diese Studie im Auftrag des Eurosystems durch. Die aktuellsten Werte stammen aus der vierten Welle des HFCS, die 2021 erhoben und 2023 veröffentlicht wurde.
Die Ergebnisse beziehen sich immer auf Haushalte, nicht auf einzelne Personen. Ein Haushalt kann aus einer allein lebenden Person bestehen oder aus mehreren Erwachsenen und Kindern. Das ist wichtig, wenn Sie Ihr eigenes Vermögen mit den veröffentlichten Zahlen vergleichen möchten.
Was bedeutet Median und Durchschnitt beim Vermögen?
Für die Einordnung von Vermögen sind zwei Kennzahlen zentral. Der Durchschnitt (arithmetisches Mittel) ergibt sich, wenn man das gesamte Vermögen aller Haushalte durch deren Anzahl teilt. Der Median ist der Wert, bei dem genau die Hälfte der Haushalte weniger und die andere Hälfte mehr besitzt.
In ungleich verteilten Vermögensstrukturen zieht eine kleine Gruppe sehr reicher Haushalte den Durchschnitt stark nach oben. Deshalb liegt der Median deutlich unter dem Durchschnitt. Genau das zeigt sich in Österreich: Laut HFCS 2021 beträgt das durchschnittliche Nettovermögen eines Haushalts rund 293.000 Euro, der Median liegt nur bei etwa 128.000 Euro.
Der mediane Haushalt ist also weit vom rechnerischen Durchschnitt entfernt. Wer sein Vermögen mit Durchschnittswerten vergleicht, unterschätzt meist, wie weit die Spitze nach oben ausreißt. Für die Frage, ab wann jemand reich ist, ist der Median deshalb die aussagekräftigere Referenzgröße.
Ab welchem Vermögen ist man reich in Österreich nach Daten des HFCS?
Es gibt keine amtliche Definition von „reich“. In der Ungleichheitsforschung gilt jedoch häufig die oberste Vermögensschicht, etwa die Top 10 Prozent oder die Top 5 Prozent, als Gruppe der Reichen. Für Österreich lässt sich diese Schwelle mit HFCS-Daten recht präzise umreißen.
Die Oesterreichische Nationalbank zeigt, dass rund 10 Prozent der Haushalte ein Nettovermögen von mehr als etwa 700.000 Euro besitzen. Nettoeigentum von über 1 Million Euro tritt überhaupt nur in den obersten 5 Prozent der Verteilung auf.
Die Verteilungsstatistik nach Dezilen macht die Spitze noch deutlicher. Im HFCS 2021 hält das oberste Zehntel der Haushalte rund 51,5 Prozent des gesamten Nettovermögens. Der Median dieses obersten Dezils liegt bei etwa 1,05 Millionen Euro, der Durchschnitt sogar bei gut 1,5 Millionen Euro. Der Median im neunten Dezil liegt bei rund 519.000 Euro, was die starke Vermögenskonzentration in der Spitze unterstreicht.
Aus diesen Zahlen lässt sich ableiten: Wer deutlich über der 700.000-Euro-Schwelle liegt, bewegt sich klar im oberen Bereich der Verteilung. Ab etwa 1 Million Euro Nettovermögen gehört ein Haushalt stabil zur kleinen Gruppe der Vermögenselite.
Ab welchem Vermögen ist man reich in Österreich laut Statistik?
Auf Basis der HFCS-Zahlen lassen sich orientierende Vermögensklassen formulieren. Sie ersetzen zwar keine rechtlich verbindliche Definition, geben aber eine robuste statistische Einordnung. Alle Beträge beziehen sich auf das Nettovermögen pro Haushalt.
Zur besseren Übersicht lohnt sich eine Einteilung in drei Stufen. Sie zeigt, wie weit die vermögende Spitze vom mittleren Haushalt entfernt ist und ab wann die meisten Studien von Reichtum sprechen.
- Haushalte mit einem Nettovermögen um etwa 130.000 Euro liegen ungefähr im Bereich des gesamtösterreichischen Medians. Sie repräsentieren die Vermögensmitte, statistisch ist das weder arm noch reich.
- Ab rund 700.000 Euro Nettovermögen zählen Haushalte zu den reichsten 10 Prozent. Diese Schwelle markiert in vielen Analysen die Grenze zur Oberschicht, weil darüber nur noch ein kleiner Teil der Bevölkerung liegt.
- Mit einem Nettovermögen von etwa 1 Million Euro oder mehr gehören Haushalte zur Gruppe der Top 5 Prozent. In dieser Schicht liegt das durchschnittliche Vermögen nach Berechnungen der Arbeiterkammer bereits bei deutlich über 1 Million Euro.
Wenn man Reichtum eng fasst und auf die vermögensreichsten 5 Prozent begrenzt, beginnt „reich“ in Österreich ab ungefähr 1 Million Euro Nettovermögen. Wer dagegen die reichsten 10 Prozent als Maßstab nimmt, liegt mit einer Schwelle um 700.000 Euro bereits in einem Bereich, der klar oberhalb der üblichen Wohlstandssicherung liegt.
Wie unterscheiden sich wohlhabend und wirklich reich?
Für viele Menschen klingt bereits ein schuldenfreies Eigenheim nach Reichtum. Statistisch betrachtet gehört ein abbezahltes Haus oder eine Eigentumswohnung jedoch oft eher zur oberen Mittelschicht, nicht automatisch zur Spitzengruppe. Denn Immobilienwerte sind in Österreich stark gestiegen und heben auch das Vermögen der Mitte.
Studien zur subjektiven Reichtumsgrenze zeigen, dass die Einschätzung stark von der eigenen Lage abhängt. In einer früheren HFCS-Auswertung gaben Haushalte mit niedrigen Einkommen an, dass Reichtum schon bei einigen hunderttausend Euro beginne. Die reichsten 10 Prozent verorteten Reichtum dagegen erst bei Vermögen um etwa 1,6 Millionen Euro.
Eine praktikable Differenzierung sieht so aus: „Wohlhabend“ sind Haushalte, die klar über dem Median liegen und zum Beispiel ein Vermögen zwischen 300.000 und 700.000 Euro besitzen. „Reich“ im engeren Sinn sind Haushalte, die statistisch zu den obersten 5 bis 10 Prozent gehören und damit deutlich über 700.000 Euro Nettovermögen verfügen.
Reichtum und Einkommen: Wie passen die Zahlen zusammen?
Vermögen ist ein Bestand, Einkommen ein Strom. Hohe Vermögen gehen oft mit hohen Einkommen einher, doch das gilt nicht immer. Es gibt vermögende Pensionistinnen und Pensionisten mit relativ geringem laufenden Einkommen. Umgekehrt existieren Gutverdienende, die kaum Vermögen aufgebaut haben.
Für das laufende Einkommen liefert Statistik Austria aktuelle Kennzahlen. Der Median des verfügbaren Nettohaushaltseinkommens liegt 2024 bei rund 48.300 Euro pro Jahr. Das äquivalisierte Nettohaushaltseinkommen, das Haushaltsgrößen vergleichbar macht, liegt bei etwa 33.200 Euro pro Person und Jahr.
Setzt man diese Werte ins Verhältnis zu den Vermögensschwellen, wird die Dimension von Reichtum greifbarer. Ein Haushaltsvermögen von 700.000 Euro entspricht ungefähr mehr als 20 Jahresnettoeinkommen eines typischen österreichischen Haushalts. Bei etwa 1 Million Euro handelt es sich um Vermögen in der Größenordnung von rund 30 Jahresnettoeinkommen. Diese Spannweite verdeutlicht, wie weit sich Reichtum von normalen Lebensverläufen entfernt.
Wie viele Menschen sind Millionäre in Österreich?
International werden Vermögensextreme häufig über Dollar-Millionäre und Superreiche beschrieben. Hier stehen meist das Finanzvermögen und sehr hohe Schwellen im Vordergrund. Für Österreich liefern globale Vermögensreports zusätzliche Hinweise auf die Spitze.
Laut dem Global Wealth Report 2025 der Boston Consulting Group, der die Vermögensverteilung per Ende 2024 analysiert, verfügen in Österreich rund 400 Ultra High Net Worth Individuals mit jeweils mehr als 100 Millionen US Dollar Finanzvermögen über etwa 37 Prozent des gesamten Finanzvermögens, während gut 50.000 Personen Dollar-Millionäre sind.
Demgegenüber stehen mehr als sieben Millionen Menschen mit weniger als 250.000 US-Dollar Finanzvermögen, die zusammen nur etwa ein Drittel des Finanzvermögens halten. Diese internationale Perspektive ist zwar nicht direkt mit den HFCS-Haushaltsdaten vergleichbar, bestätigt aber das Bild einer sehr starken Vermögenskonzentration an der Spitze.
Für die individuelle Frage „Bin ich reich?“ sind solche Millionärszahlen weniger entscheidend als die relative Position in der nationalen Verteilung. Wer in Österreich als Haushalt Nettovermögen von mindestens rund 700.000 Euro besitzt, bewegt sich bereits in einer Größenordnung, in der internationale Studien üblicherweise von „High Net Worth Individuals“ sprechen.
Wie können Sie Ihr eigenes Vermögen einordnen?
Um die eigene Situation einzuordnen, hilft zunächst ein vollständiger Vermögensstatus. Dazu zählen Bankguthaben, Wertpapiere, der Marktwert von Immobilien, Unternehmensanteile und weitere Sachwerte. Davon ziehen Sie alle Kredite und Verbindlichkeiten ab. Das Ergebnis ist Ihr Nettovermögen.
Anschließend können Sie dieses Nettovermögen mit den genannten Schwellen vergleichen. Liegt Ihr Vermögen in der Nähe des österreichischen Medians um etwa 128.000 Euro, bewegen Sie sich eher im Bereich der Mitte. Deutlich darüber beginnt die wohlhabende Schicht, ab etwa 700.000 Euro sind Sie statistisch in der Gruppe der obersten 10 Prozent.
Hilfreich sind auch interaktive Rechner, die Ihre Position in der Vermögensverteilung anzeigen. Gewerkschaftsnahe Einrichtungen und Forschungsteams haben auf Basis der HFCS-Daten und ergänzender Informationen öffentlich zugängliche Tools entwickelt, die das eigene Vermögen in Prozentile einordnen. Solche Rechner ersetzen keine individuelle Finanzberatung, vermitteln aber ein realistisches Bild der eigenen Stellung im Vermögensspektrum.
Wer sein Vermögen langfristig aufbauen möchte, sollte nicht nur auf Immobilien setzen. Die Daten zeigen, dass in Österreich ein großer Teil des Vermögens in Sachwerten liegt, während breit gestreute Wertpapierportfolios vor allem in den oberen Vermögensschichten verbreitet sind. Für die persönliche Strategie bleibt aber entscheidend, welche Risikobereitschaft und welchen Zeithorizont Sie haben.
Kernfakten im Überblick
Im folgenden Überblick finden Sie zentrale Kennzahlen zur Vermögensverteilung in Österreich. Sie fassen die wichtigsten Aspekte zusammen, die für die Frage „Ab welchem Vermögen ist man reich in Österreich“ relevant sind. Die Angaben beziehen sich auf die neuesten verfügbaren HFCS-Daten und ergänzende Analysen zu Vermögenskonzentration und Einkommen.
| Aspekt | Kennzahl | Einordnung |
|---|---|---|
| Vermögen in der Mitte | Median-Nettovermögen pro Haushalt rund 128.000 Euro | Etwa die Hälfte aller Haushalte besitzt weniger als diese Summe, die andere Hälfte mehr. |
| Schwelle zur Vermögensspitze | Ab etwa 700.000 Euro Nettovermögen gehören Haushalte zu den reichsten 10 Prozent | Dieser Bereich markiert statistisch den Übergang von der oberen Mittelschicht zur vermögenden Oberschicht. |
| Typisches Vermögen der Reichsten | Median im obersten Dezil rund 1,05 Millionen Euro, Anteil am Gesamtvermögen 51,5 Prozent | Die obersten 10 Prozent halten mehr als die Hälfte des gesamten Nettovermögens und prägen damit die Vermögensstruktur. |
Fazit
Die Frage „Ab welchem Vermögen ist man reich in Österreich“ hat keine einfache, amtliche Antwort. Sie lässt sich jedoch mit Hilfe der verfügbaren Daten klarer fassen. Der mediane Haushalt verfügt über ein Nettovermögen von etwa 128.000 Euro, während die rechnerische Durchschnittssumme bei knapp 300.000 Euro liegt.
Als grobe Orientierung gilt: Wer rund 700.000 Euro oder mehr an Nettovermögen hält, zählt zu den reichsten 10 Prozent der Haushalte. Ab etwa 1 Million Euro beginnt der Bereich, in dem Haushalte zur vermögendsten Spitzengruppe der obersten 5 Prozent gehören. In dieser Zone sprechen viele wirtschaftswissenschaftliche Analysen von Reichtum im engeren Sinn.
Gleichzeitig bleibt Reichtum relativ. Lebenshaltungskosten, regionale Immobilienpreise, familiäre Verpflichtungen und persönliche Ziele beeinflussen, wie komfortabel sich ein bestimmtes Vermögensniveau anfühlt. Für eine fundierte Einordnung empfiehlt sich daher immer der Blick auf die eigene Nettovermögensbilanz und die relative Position in der nationalen Verteilung. Die aktuellen Zahlen machen zumindest eines deutlich: Wirklich reich ist in Österreich eine sehr kleine Minderheit.
Häufige Fragen:
Spielt die Haushaltsgröße eine Rolle?
Ja, sie verändert die Einordnung deutlich. Ein Vermögen wirkt bei Singles stärker als bei Familien mit mehreren Kindern. Größere Haushalte brauchen höhere Rücklagen, um denselben Lebensstandard abzusichern. Die Bewertung sollte also immer im Verhältnis zu den eigenen Lebenshaltungskosten erfolgen.
Zählen Pensionsansprüche zum Vermögen?
In der Statistik meist nicht, im Alltag aber schon. Gesetzliche und betriebliche Pensionsansprüche werden getrennt erfasst, können Ihre finanzielle Zukunft jedoch stark verbessern. Sie erhöhen also Ihre Versorgungslage, auch wenn sie das offizielle Nettovermögen nicht anheben.
Wie wichtig ist Liquidität im Vergleich zu Immobilien?
Sehr wichtig. Viele Haushalte besitzen hohe Immobilienwerte, aber wenig frei verfügbares Geld. Liquidität entscheidet über finanzielle Stabilität bei unerwarteten Ausgaben. Ein hoher Immobilienwert ersetzt keine Rücklagen, die schnell nutzbar sind.
Kann man trotz hoher Vermögenswerte nicht reich sein?
Ja. Entscheidend ist das Nettovermögen. Wenn hohe Schulden den Wert einer Immobilie oder anderer Sachwerte weitgehend ausgleichen, bleibt wenig übrig. Ein teurer Besitz bedeutet daher nicht automatisch finanzielle Stärke.
Verändert sich die Reichtumsgrenze durch Inflation?
Ja, deutlich. Steigende Preise verschieben Vermögensschwellen im Zeitverlauf. Ein Betrag, der vor Jahren als hoch galt, hat heute geringere Kaufkraft. Sinnvoll ist daher, Vermögenswerte regelmäßig inflationsbereinigt zu betrachten.
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