Offene Forderungen belasten Liquidität und erfordern konsequentes Handeln. Ein strukturierter Mahnprozess hilft, Zahlungen einzubringen, ohne sofort gerichtliche Schritte einzuleiten. Dabei geht es nicht nur um rechtliche Formalitäten, sondern auch um Professionalität im Umgang mit Geschäftspartnern.
In Österreich besteht keine gesetzliche Pflicht zu mehreren Mahnstufen. Sobald der Schuldner im Verzug ist, können Sie rechtliche Maßnahmen einleiten. Dennoch hat sich ein abgestuftes Vorgehen in der Praxis bewährt, da es oft eine außergerichtliche Lösung ermöglicht. Entscheidend sind präzise Fristen, Nachweisbarkeit und eine sachliche Sprache.
Was eine Mahnung rechtlich ist
Eine Mahnung ist die eindeutige Aufforderung an den Schuldner, eine fällige Leistung zu erbringen. Sie dokumentiert die Forderung, den Betrag und eine neue Frist. Gesetzlich vorgeschrieben ist keine bestimmte Form. Schriftliche Mahnungen gelten jedoch als Standard, da sie im Streitfall als Beweis dienen. Empfehlenswert ist die Zustellung per Einschreiben oder per E-Mail mit Lesebestätigung.
Auch eine neutrale Zahlungserinnerung kann rechtlich bereits als Mahnung wirken, wenn sie unmissverständlich zur Zahlung auffordert. Der Unterschied liegt meist im Tonfall und in der Eskalationsstufe.
Fälligkeit, Verzug und Mahnpflicht
Ob eine Forderung fällig ist, ergibt sich aus Vertrag oder Rechnung. Ist ein fixes Zahlungsziel vereinbart, tritt Verzug automatisch ein, sobald dieses überschritten wird. Ohne fixen Termin ist eine Mahnung notwendig, um den Schuldner in Verzug zu setzen.
Eine Pflicht zu drei Mahnungen gibt es nicht. Sie können bereits nach Eintritt des Verzugs gerichtliche Schritte einleiten. Ein mehrstufiges Mahnverfahren wird dennoch empfohlen, um unnötige Kosten und Konflikte zu vermeiden.
Fristen im Mahnschreiben
Eine Mahnung muss ein klares Fristende enthalten. Üblich sind kurze Fristen, etwa sieben bis vierzehn Tage. Wichtig ist, das Enddatum ausdrücklich zu nennen, um spätere Unklarheiten zu vermeiden. Zu lange Fristen verzögern den Prozess unnötig, zu kurze Fristen können als unzumutbar gelten.
Inhalte einer rechtssicheren Mahnung
Eine Mahnung ist dann wirksam, wenn sie eindeutig und vollständig formuliert ist. Folgende Punkte sind zwingend notwendig:
- Absenderdaten mit Ansprechpartner und Kontaktdaten
- Rechnungsnummer, Rechnungsdatum und Betrag
- Ursprüngliches Zahlungsziel und aktueller Rückstand
- Neue, konkrete Frist mit Datum
- Bankverbindung oder Zahlungsmodalität
- Hinweis auf Verzugszinsen und mögliche Mahnspesen
- Ankündigung rechtlicher Schritte bei Nichtzahlung
Sachlichkeit ist entscheidend. Vermeiden Sie wertende Formulierungen und bleiben Sie professionell.
Mahnung schreiben in der Praxis: Ablauf und Formulierungen
Viele Unternehmen nutzen drei Stufen: eine freundliche Erinnerung, eine erste Mahnung mit Fristsetzung und eine letzte Mahnung mit Ankündigung gerichtlicher Schritte. Rechtlich notwendig ist das nicht, doch es erleichtert die Eskalation.
Ein professionelles Schreiben überzeugt durch kurze, klare Sätze. Bleiben Sie verbindlich, ohne unnötig Druck aufzubauen.
Was gilt für B2B und B2C bei Zinsen und Spesen
Bei Geschäften zwischen Unternehmen beträgt der gesetzliche Verzugszinssatz 9,2 Prozentpunkte über dem Basiszinssatz der Österreichischen Nationalbank. Zusätzlich können Gläubiger eine Betreibungskostenpauschale von 40 Euro geltend machen.
Im Verbrauchergeschäft gelten mildere Regeln. Verzugszinsen betragen ohne besondere Vereinbarung vier Prozent pro Jahr. Pauschale Betreibungskosten sind hier nicht zulässig. Mahnspesen müssen angemessen und nachweisbar sein.
Welche Zinsen und Kosten dürfen Sie konkret nennen
Im Mahnschreiben sollten Sie Zinsen nur anführen, wenn sie vertraglich oder gesetzlich gedeckt sind. Bei B2B dürfen Sie auf die 9,2 Prozentpunkte über dem Basiszinssatz verweisen. Im B2C-Geschäft dürfen Sie vier Prozent pro Jahr berechnen. Zusätzliche Kosten müssen sachlich begründet sein.
Wie viele Mahnungen sind nötig
Rechtlich reicht eine einzige Mahnung. Bei fix vereinbartem Zahlungsziel ist oft nicht einmal diese notwendig. Ein abgestuftes Vorgehen bleibt jedoch sinnvoll, um außergerichtlich eine Lösung zu erreichen und die Geschäftsbeziehung zu schonen.
Gerichtliches Mahnverfahren in Österreich
Für unbestrittene Geldforderungen gibt es das gerichtliche Mahnverfahren. Bei Forderungen bis 75.000 Euro erlässt das Gericht auf Antrag einen Zahlungsbefehl. Der Schuldner muss innerhalb von 14 Tagen zahlen oder innerhalb von vier Wochen Einspruch erheben.
Erfolgt kein Einspruch, wird der Zahlungsbefehl rechtskräftig und stellt einen vollstreckbaren Exekutionstitel dar. Mit diesem können Sie die Exekution beantragen, etwa durch Kontopfändung oder Sachpfändung.
Europäisches Mahnverfahren
Bei grenzüberschreitenden Forderungen innerhalb der EU können Sie den Europäischen Zahlungsbefehl nutzen. Dieser ermöglicht eine schnelle Titelschaffung, die in allen Mitgliedstaaten anerkannt wird, sofern kein Einspruch erfolgt.
Exekution: Durchsetzung nach Titel
Nach Erhalt eines rechtskräftigen Titels können Sie beim Bezirksgericht die Exekution beantragen. Dabei wählen Sie das passende Exekutionsmittel, zum Beispiel Kontopfändung, Lohnexekution oder Fahrnisexekution. Der Antrag kann auch elektronisch gestellt werden.
Verjährung beachten
Viele Forderungen im Geschäftsverkehr verjähren in drei Jahren. Eine Mahnung allein unterbricht die Verjährung nicht. Nur rechtliche Schritte wie Klage oder ein ausdrückliches Anerkenntnis des Schuldners führen zu einer Unterbrechung oder Hemmung. Planen Sie Ihren Mahnprozess so, dass Forderungen nicht verjähren.
Hemmt eine Mahnung die Verjährung
Nein. Außergerichtliche Mahnungen stoppen den Lauf der Verjährung nicht. Nur gerichtliche Maßnahmen oder ein Anerkenntnis schaffen Rechtssicherheit.
Typische Fehler vermeiden
- Unklare oder unvollständige Angaben im Schreiben
- Zu lange oder fehlende Fristen
- Pauschale, überhöhte Spesen im B2C-Geschäft
- Fehlende Dokumentation der Kommunikation
- Unklare Zinsberechnung
Checkliste für Ihren Mahnprozess
Ein klar strukturierter Mahnprozess verringert Ausfälle und sichert Beweise. Die wichtigsten Schritte im Überblick:
- Fälligkeit und Kontaktdaten prüfen
- Zahlungserinnerung senden
- Erste Mahnung mit Datum, Zinsen und Spesen
- Letzte Mahnung mit klarer Frist und Ankündigung rechtlicher Schritte
- Zahlungseingänge überwachen
- Rechtzeitige Klage im Mahnverfahren einreichen
- Exekution beantragen, falls notwendig
- Verjährungsfristen im Auge behalten
Kompaktübersicht: Mahnung schreiben in Österreich
Aspekt | Kernaussage |
---|---|
Zweck und Zeitpunkt | Eine Mahnung erinnert an eine fällige Forderung, dokumentiert den Zahlungsverzug und setzt eine neue, klare Zahlungsfrist. |
Pflichtangaben | Nennen Sie Rechnungsnummer, Rechnungsdatum, offenen Betrag, ursprüngliche Fälligkeit, neue Frist, Zahlungsweg und eine Ansprechperson. |
Ton und Sprache | Formulieren Sie freundlich und bestimmt, bleiben Sie sachlich, konkret und fehlerfrei, ohne Drohungen oder Wertungen. |
Fristsetzung | Setzen Sie eine angemessene Frist von sieben bis vierzehn Tagen und nennen Sie ein konkretes Datum für den Zahlungseingang. |
Eskalation | Kündigen Sie in der letzten Stufe weitere Schritte sachlich an, zum Beispiel Inkasso oder gerichtliches Mahnverfahren. |
Mustersätze für Ihre Mahnung
- Zahlungserinnerung: „Unsere Rechnung Nr. 123 vom 15.08.2025 über 1.200 Euro ist seit 15.09.2025 fällig. Bitte begleichen Sie den Betrag bis spätestens 25.09.2025.“
- Erste Mahnung: „Trotz Fälligkeit ist die Rechnung Nr. 123 offen. Bitte zahlen Sie den Gesamtbetrag bis 02.10.2025. Ab dem 16.09.2025 fallen Verzugszinsen gemäß Gesetz an.“
- Letzte Mahnung: „Sollte bis 09.10.2025 kein Zahlungseingang erfolgen, machen wir Verzugszinsen und zulässige Mahnspesen geltend und leiten rechtliche Schritte ein.“
Häufig gestellte Fragen zum Thema „Mahnung schreiben“
Wie viele Mahnstufen sind sinnvoll?
Zwei bis drei Mahnstufen sind in der Praxis ausreichend. Die erste Mahnung bleibt freundlich und lösungsorientiert. Die zweite Mahnung ist bestimmter und setzt eine kurze Frist. Die letzte Mahnung kündigt Folgeschritte an. Halten Sie Abstände und Inhalte konsistent und dokumentieren Sie jede Stufe nachvollziehbar.
Welche Frist ist üblich?
Üblich sind sieben bis vierzehn Tage, abhängig von Branche, Zahlungsart und bisherigen Vereinbarungen. Nennen Sie ein konkretes Datum, nicht nur eine Zeitspanne. Berücksichtigen Sie Wochenenden und Feiertage. Beginnen Sie die Frist am Tag nach Versand oder Zustellung. Bleiben Sie bei Fristverlängerungen transparent und bestätigen Sie neue Termine schriftlich.
Dürfen Mahngebühren und Verzugszinsen verlangt werden?
Mahngebühren sollten nur erhoben werden, wenn sie vertraglich vereinbart oder branchenüblich und angemessen sind. Bei Verbraucherinnen und Verbrauchern ist Zurückhaltung sinnvoll. Verzugszinsen richten sich nach den gesetzlichen Vorgaben oder nach Vereinbarung. Kommunizieren Sie Gebühren und Zinsen klar, nachvollziehbar und ohne pauschale Drohkulissen.
Welche Zustellart ist geeignet?
E-Mail ist geeignet, wenn dies vereinbart wurde oder im Geschäftsverkehr üblich ist. Andernfalls empfiehlt sich der Brief. Für die letzte Stufe kann ein eingeschriebener Versand sinnvoll sein. Bitten Sie um kurze Empfangsbestätigung. Bewahren Sie Versandnachweise und Lesebestätigungen geordnet auf, um den Ablauf belegen zu können.
Wie gehen Sie vor, wenn die Forderung bestritten wird?
Suchen Sie rasch das Gespräch und klären Sie die Differenz mit Belegen. Fassen Sie den Sachverhalt neutral zusammen und schlagen Sie eine Lösung vor. Setzen Sie die Frist aus, wenn Positionen geprüft werden müssen. Bestätigen Sie Teillösungen schriftlich. Vermeiden Sie Schuldzuweisungen und halten Sie die Kommunikation nachvollziehbar.
Fazit
Eine Mahnung schreiben Sie rechtssicher, wenn Sie Forderungsdaten, Fristen und zulässige Kosten eindeutig dokumentieren. B2B gelten strengere Zins- und Spesenregeln, während im B2C-Geschäft nur moderate Zinsen erlaubt sind. Das gerichtliche Mahnverfahren ermöglicht eine schnelle Titelschaffung, die Exekution sorgt für die Durchsetzung. Mit einem klaren Mahnprozess und verlässlicher Dokumentation sichern Sie Ihre Liquidität und halten die Geschäftsbeziehungen professionell.
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